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Polen – Fahrradland

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Polen ist wahrlich kein Vergnügen für Freizeitradler. Auf Deutscher Seite in Görlitz, weist ein Fahrradwegweiser in Richtung Polen (Luban 40km / Jawor 100km). Dieses Schild scheint ein Spaßvogel aufgestellt zu haben. Direkt hinter der Brücke endet der Radweg und man steht vor einer Häuserwand und kann nun raten, rechts oder links, ausgeschildert ist nichts mehr. Der erste Tag in Polen begann bewölkt, kalt mit vereinzelten Regenschauern. Google Maps führte mich direkt auf die Schnellstraße, da ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen konnte, dass dort Fahrradfahren erlaubt ist, drehte ich wieder um und suchte einen anderen Weg. Nach einiger Zeit durch Schlamm und riesigen Pfützen, fand ich tatsächlich Radwegmarkierungen, allerdings nur schlecht erkennbare auf Bäume gesprühte Bilder von einem Fahrrad und Pfeilen. Denen folgte ich, da sie Richtung Osten führten. Schilder, die darauf hin wiesen, wo der Weg endet, fehlten allerdings gänzlich. Das Folgen war auch schwer, da diese Symbole teilweise viele 1oo meter auseinander angebracht waren und auch an Kurven oder Abzweigungen fehlten. So Verfuhr ich mich noch ein paar Male, bis ich es irgendwann aufgab und an der Hauptstraße weiterfuhr.

Direkt am ersten Tag traf ich zwei Radreisende aus England, die eine Radreise um Europa unternehmen. Von England gestartet, über Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Dänemark bis Polen und wollen nun weiter richtung Österreich, Italien, Frankreich und Spanien. Insgesamt wollen sie 5-6 Monate unterwegs sein und haben schon knapp 3 hinter sich gebracht. Von ihnen erfuhr ich, dass es erlaubt ist an den Schnellstraßen Fahrrad zu fahren, allerdings durch fehlende Seitenstreifen und teilweise starkem Verkehr und Autos, die nicht genug Seitenabstand halten nicht zu empfehlen.

Was mich am ersten Tag ziemlich geschlaucht hat, was dies, was ich am Anfang schon immer gesagt habe und ich bis zur Grenze befürchtet hatte: Hunde!

Im ersten kleinen Dorf in Polen wurde ich schon ausgebellt. Zum Glück hinter einem Zaun. So ging es aber weiter, immer wieder in allen Orten fingen Hunde wie wild an zu bellen, wenn ich vorbei fuhr. Zum Glück immer angeleint, aber es brachte mich immer vor Schreck dazu, Sprints hinzulegen. In einem Dorf war es dann soweit. Ich erblickte vor mir auf der Straße einen freilaufenden Hund ohne erkennbaren Besitzer in der Nähe. Sofort hielt ich an, drehte um und suchte mir einen anderen Weg. Gegen diese Panik muss ich ankämpfen und arbeiten.

Etwa 30km weiter kam ich in die selbe Situation, diesmal war es ein sehr kleiner Hund, ich nahm allen Mut zusammen und fuhr an ihm vorbei. Er fing an zu bellen und rannte einige Meter hinter mir her, ehe er aufgab und zurück lief. Daraufhin entschloss ich mich, die nächsten Tage die Schnellstraßen zu benutzen.

Vollkommen erschöpft und frierend kam ich am Abend nach 107km in Legnica an und bezog ein günstiges Hostel. Die kosten hier betragen im schnitt 5-10€ am Tag und sind oft mit Frühstück.

Am nächsten Tag nahm ich die Schnellstraße nach Breslau (Wroclaw). Die Berichte der beiden Radreisenden stimmten fast zu mit der Situation, allerdings hielten, die Autos meistens genug Abstand und ich konnte in aller Ruhe rollen lassen, da es nicht viel zu sehen gibt und die Dörfer die man durchquert, sehr klein waren, konnte ich mit ordentlicher Geschwindigkeit richtig Kilometer machen und erreichte nach 72km relativ früh Wroclaw, wo ich ebenfalls in einem Hostel abgestiegen bin. Mittlerweile macht mein Hinterrad ein paar Probleme und lässt sich nicht mehr richtig aufpumpen und immer wenn ich es Belade verliert er fast komplett die Luft, für den Tag hält die Luft dann aber komplett, bis zum nächsten Tag. Sollte ich also wirklich schon, nach knapp 1400km den Schlauch auswechseln müssen? In Krakau werd ich das Rad eh überholen und mir den Schlauch mal genauer anschauen. Ich habe den Verdacht, dass das Ventil beschädigt ist. Mal schauen.

Krakau rückt immer näher. Hinter Legnica, stand zum ersten Mal Krakau auf einem Verkehrsschild. Sowas macht einen Reisenden sehr glücklich, auch wenn noch über 300km ausgewiesen wurden, ist es doch etwas total aufmunterndes und lässt den ganzen Tag erstrahlen. So langsam mache ich mir Gedanken, wie die Ankunft sein wird, wie es sich anfühlt, das Ortsschild zu passieren, wenn dann die ganze Planung und die Zeit bis dahin wahr werden und dieses erste Ziel erreicht wurde. Außerdem beginne ich zu überlegen, wie es dann weitergeht. Zuerst steht der Weltjugendtag an, danach werde ich mit dem Zug nach Warschau fahren und einen Freund besuchen. Mitte August soll es dann weiter gehen. Momentan bin ich noch hoch motiviert. Manchmal wird geflucht, während des Radelns, manchmal wird gesungen und immer wenn ich ankomme habe ich eine Route oder Ziel für den nächsten Tag im Kopf.  Mir geht es gut.

Mein nächsten Ziele sollen Wien, Klagenfurt und danach Venedig sein. Mal schauen wie es sich anfühlt die Alpen überquert zu haben. Aber jetzt werden erstmal die letzten Kilometer in Angriff genommen. Oppeln und Auschwitz stehen noch auf dem Plan.

1 Comment

  1. Jesse LIesel sagt:

    Viel Freude beim Wiedersehen mit Kamp-Lintfortern in Krakau – genieße die Gemeinschaft und den Kaffee (über Luca angekommen?)
    Toll, welche Erfahrungen Du machst und uns erzählst – fühle mich sehr erinnert an meine Zeit in Brasilien.
    ….und bis wir uns wiedersehen halte Gott dich fest in seiner Hand!!!! 🙂

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