Kirgisistan
7. Dezember 2017
China
18. März 2018

Kasachstan

Wieder eine Grenze, die letzte vor China. Wie die Einreise war die Kirgisische Kontrolle entspannt und schnell. Auf der Kasachischen Seite erlebte ich etwas nicht so alltägliches, vor allem für eine Landesgrenze.

Als ich ankam, musste ich mein Rad außerhalb des Zaunes abstellen und dann ohne Gepäck die Grenzkontrolle durchqueren. Auf der anderen Seite angekommen wollte ich mein Rad nachholen. Ich ging wieder hinein und fragte einen beamten, ob er mir das Tor im Zaun aufschließen kann, damit ich mein Rad auf die Kasachische Seite holen kann. Er war allerdings zu faul und gab mir einfach seinen ganzen Schlüsselbund! und meinte, ich solle selbst gehen und das Tor aufschließen. So wurde ich für einen kurzen Moment Hüter der Grenzschlüssel.

Danach ging es dann los. Ein weiterer Berg erwartete mich, den ich unbedingt noch am selben Tag überqueren wollte. So ging es den ganzen Tag nur bergauf, ich merkte schon, wie der Herbst Einzug gehalten hat. Es war oben ordentlich kühl und sehr windig. Die Nacht verbrachte ich im Zelt neben einem Roadhouse am Fuße des Berges (auf der anderen Seite). Von nun an hatte ich die Berge auf der rechten Seite und weite Wüste auf der linken.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es heftig am Regnen. Es regnete bis 12 Uhr durchgehend, so machte ich mir einen gemütlichen Vormittag im Zelt. Als es dann endlich aufhörte, packte ich alles schnell zusammen und schwang mich aufs Rad. Eine 50km grade lag vor mir. 50km gradeaus, ohne eine Kurve. Die wollte ich unbedingt heute machen. Auch wenn es schon spät war. Bis Almaty war es ja nicht so weit.

60km schaffte ich an diesem Tag. Es war sehr kalt und eisiger Gegenwind blies mir konstant entgegen. Dennoch, die Aussieht war sehr schön. Auf den Bergen hatte es letzte Nacht geschneit und so war oben jetzt alles weiß.

Die Nacht zeltete ich wieder, diesmal in einem kleinen Waldstück. Ich kochte mir meine Nudeln mit Tomatensoße und heißen Kakao und machte es mir im Schlafsack bequem. Wie wundersam es doch ist, meistens das selbe zu essen aber sich jeden Tag aufs neue darauf zu freuen.

Der nächste Tag sollte lang werden. Die letzten 100km bis Almaty und sie verlangten mir nochmal alles ab. Es war weiterhin kühl und ein bisschen regnerisch. Zusätzlich wurde es wieder hügeliger und es ging ständig rauf und runter. Nach 50km wurde ich gebremst. Einen Plattfuß im Hinterrad. Wie habe ich noch in Bishkek gescherzt. Den ganzen Pamir keinen Platten und sobald ich wieder alleine Unterwegs bin darf ich wieder reparieren. Nun war ich ja mittlerweile erprobt im Reifen flicken und 30 min später saß ich wieder im Sattel.

Für 15km, dann versagte auch das Vorderrad… Noch ein Platten… Zwei an einem Tag ist echt unfair, aber was soll man machen. Also wieder gesamtes Gepäck ab, rad auf den Kopf drehen und reparieren. Es hilft ja alles nichts. Nur hatte ich jetzt schon eine Stunde verschwendet und noch keine wirkliche Mittagspause gemacht.

Leider verfolgte mich das Pech an diesem Tag und ich bekam dann wenig später noch einen dritten Platten. Nun war ich nervlich fast am Ende. Laut verfluchte ich das Rad. 90 min verschwendet, es war kalt, mit kleinen Regenschauern, hatte Hunger und ich wollte unbedingt an diesem Tag noch in Almaty ankommen. Ich beschloss in meiner Wut auf eine Essenspause zu verzichten und raste die letzten km in die Stadt ständig in der Angst, dass nochmal ein Reifen kaputt geht. Almaty war die erste große Stadt seit Teheran und die erste Stadt mit westlichen „fast food“ ketten. So steuerte ich seit Monaten zum ersten mal wieder ein Burger King an. Als Radfahrer kann ich mir sowas mal erlauben.

Das Hostel, welches ich spontan buchte, weil es das nächstgelegene von meinem Platz war, war gut versteckt. Als ich ankam, begrüßte mich ein Schild. Das Hostel befindet sich im 5. Stock und natürlich gab es keinen Aufzug! Meine Laune sank wieder, da ich nun alles Gepäck die 5 Stockwerke hinaufschleppen durfte. Deswegen buche ich selten vor und schaue mir normalerweise vorher an, damit mich sowas nicht erwartet.

Dennoch entpuppte sich das Hostel dann als wohl das beste meiner ganzen Reise. Es gab Frühstück, ich hatte ein Dorm für mich alleine, es gab eine gute Heizung und das Bett war so bequem, dass ich den nächsten Tag gar nicht viel aufgestanden bin.

In Almaty verbrachte ich ca eine Woche. Ich traf Holly und Conrad aus England wieder, und später kamen auch noch Jamie, Celine und Birgit an. Dies war das letzte treffen mit Ihnen, fuhren wir doch seit Usbekistan quasi zusammen. So ging dieser Abschnitt der Reise zu Ende und jeder setzte seine individuelle Reise fort. Die meisten Radler die ich in Zentralasien traf flogen nach Vietnam oder Thailand. Für mich ging es nun alleine Richtung Chinesische Grenze.

1000km bis Ürümqi. Unterwegs plante ich mich mit Bas aus Amsterdam zu treffen und zusammen zu fahren. So fuhr ich aus Almaty raus gen Osten hinein in die Wüste. Gute 140km machte ich am ersten Tag. Es lief super. Ich hatte mir einen Strammen Zeitplan gesetzt und Bas zu erwischen. 140 am ersten Tag, 150 am zweiten und am dritten an der Grenze das aufeinandertreffen. Der erste Tag machte mich nun sehr zuversichtlich. Es gab keine Hügel oder sonst etwas. Es ging einfach nur gradeaus.

Am nächsten Morgen erfolgte dann das unangenehme erwachen… Es stürmte. Natürlich aus Osten, genau aus meiner Richtung in die ich fahren musste. Selbst das Zelt flog mir beim Abbauen beinahe weg. Ich setzte mich aufs rad und nach zwei Stunden hatte ich knapp 15 km geschafft. Meine Pläne Bas zu erwischen, der von Süden direkt aus Kirgistan an die Grenze gefahren kommt, schwindet mit jeder weiteren Stunde. Ich kam gar nicht vorwärts. So einen heftigen Gegenwind hatte ich niemals erlebt. Zudem gingen meine Wasserreserven zuneige. Der nächste Laden war 100km vom Zeltplatz entfernt gewesen. Bei einem guten Tag kein Problem gewesen. Aber nun schien es so, als würde ich nur 50km den Tag schaffen und hätte kein Wasser zum kochen und für den nächsten Morgen…

Nach fast vier Stunden überholte mich das erste Auto des Tages. Ein großer Roter Transporter. Vollbeladen mit bunten Aufklebern. Englische Kennzeichen. Ich fasse es nicht. Englische Weltreisende im Auto auf dem Weg zur Chinesischen Grenze. Da China ja keine Ausländischen Fahrzeuge ohne gebuchte sehr teure Tour ins Land lässt ist die Chance auf ein Auto zu treffen sehr gering. Es gab ja nur diese eine Straße dorthin. Sie mussten auf dem Weg zur Grenze sein. Ich ergriff sofort die Chance. Endlich raus aus diesem Sturm, endlich was zu trinken bekommen. Ich winkte ihnen wild zu und sie hielten tatsächlich an. Sie waren auf dem Weg von England nach Malaysia und wollten China einmal komplett mit dem Auto durchqueren. Dafür legten sie 7000€ hin. In 12 Tagen 4000km durch China. Auch im Auto sieht man dann nicht so viel vom Land. Aber Reisende machen halt alles. Sie erklärten sich sofort bereit mich in die nächste Stadt zu fahren, dorthin wo ich mich mit Bas für den nächsten Tag verabredet hatte. Das Rad kam aufs Dach und los ging die Fahrt. Der Wind dröhnte noch lange in meinen Ohren. Abends luden sie mich noch zum Essen ein und wir erzählten von unseren Reisen.

Am nächsten Tag machten Sie sich auf den Weg. Sie hatten einen festen Zeitplan wann sie wo sein müssen. Das beweist wieder, wie toll Fahrradfahren ist. Man kann einfach so gut wie jede Grenze überqueren und braucht keine Tour oder sonst etwas. Ich traf mich mit Bas 15km vor China. Nun war das Reich der Mitte ganz nah. Andere Reisende berichteten sehr ehrfürchtig von Ihrem Übertritt nach China. Einem der Größten Länder der Welt, dass vom fernen Westen bis an den Pazifik reicht. Von der Mongolischen Steppe bis zu den Tropen und ich habe nur ein 30 Tagesvisum…

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*